2. Segel-Bundesliga: Inklusives „BAT Sailing Team“ geht an den Start

Der Segelsport ist optimal für die Inklusion geeignet. Trotzdem ist sie im Wettfahrtbereich nach wie vor selten. Wie gut diese aber auch dort funktionieren kann, zeigt seit einigen Jahren das „BAT Sailing Team“ aus Hamburg, ein Gemeinschaftsprojekt des Norddeutschen Regatta Vereins und „Wir sind Wir Inclusion in Sailing e.V.“. In dieser Saison startet die inklusive Crew erstmals in der 2. Segel-Bundesliga. Vom 12. bis 14 Juli geht das Team beim zweiten Spieltag im Rahmen der Warnemünder Woche an den Start.

Das „BAT Sailing Team“ ist durch einen Segelworkshop für blinde und sehbehinderte Menschen in Hamburg im September 2020 entstanden. Mit dabei war der sehbehinderte David Koch, langjähriger Goalball-Leistungssportler. Der Physiotherapeut war nach dem ersten Workshop direkt vom Wassersportvirus infiziert. „Ich habe es genossen zu segeln und wollte, dass es nicht bei einer einmaligen Aktion bleibt. Deshalb habe ich gefragt: ‚Was kann man damit noch segeln?‘ So kamen wir auf das Regattathema“, erklärt der Hamburger. Das Ergebnis: die erste Teilnahme der Crew bei der Kieler Woche 2021.

Seitdem hat das „BAT Sailing Team“ kontinuierlich sein seglerisches Können verbessert und nimmt in unterschiedlicher Besetzung regelmäßig an Regatten teil. Als Saisonziel gibt die Crew den 14. Platz in der 2. Segel-Bundesliga an, was den Klassenerhalt bedeuten würde. In Warnemünde findet der zweite von insgesamt fünf sogenannten Spieltagen (jeweils drei Wettfahrttage) statt. Nach dem ersten Spieltag in Berlin liegt das Team auf Platz 16 und hofft, ab morgen Kurs auf den Klassenerhalt zu nehmen.

Die Wettfahrten in der Segel-Bundesliga finden auf gestellten Booten statt, die durchgetauscht werden, um sicherzustellen, dass das seglerische Können ausschlaggebend ist. Das Ligaformat zeichnet sich durch kurze, sehr intensive Rennen aus, bei denen viel Action garantiert und eine gute Taktik gefordert ist. „Unsere Teilnahme in der 2. Segel-Bundesliga 2024 sehen wir als große Chance, um herauszufinden und zu zeigen, was im inklusiven Segelsport machbar ist“, sagt das „BAT Sailing Team“.

Mit zur Crew gehört der sehbehinderte David Koch, der auf einem Auge 5 und dem anderen 2 Prozent Sehkraft besitzt. Dennoch findet sich der Hamburger, der mittlerweile seit vier Jahren segelt und beim BAT Sailing Team ein Crewmitglied der ersten Stunde ist, auf der J/70 „Blindfisch“ bestens zurecht. „Ich habe mir das Boot anfänglich ertastet und mit meiner Restsehkraft angeschaut“, erklärt Koch. Er kenne das Boot mittlerweile quasi blind, sagt er und muss bei der Formulierung selbst etwas grinsen. „Ich freue mich sehr auf den zweiten Spieltag in Warnemünde“, sagt er.

Als inklusives Team zu segeln, sei definitiv kein Nachteil bei der Regatta, so Taktikerin Mieke Klein. Im Gegenteil: Die komplette Crew hätte davon eher profitiert, da die Kommunikation an Bord viel präziser vonstattengehen muss als bei anderen der Klasse. „Wir sind eine ganz normale Crew“, lautet das Motto des Teams, zu dem auch Trimmer Jan Mense gehört. Steuermann Marvin Hamm ergänzt in Hinblick auf den Spieltag in Warnemünde: „Als Team sind wir noch nie in Warnemünde gesegelt. Wir erwarten auf jeden Fall mehr Welle als zu Hause auf der Alster. Ich selbst kenne das Revier gut, da ich mal eine Saison als Skipper auf der Hohen Düne gearbeitet habe.“ Um bestens für die Rennen vorbereitet zu sein, steht für das Team heute noch ein zweistündiges Segeltraining auf der Ostsee vor Warnemünde an.

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