Jörn-Christoph Jansen: Chairman über 16 Juroren

Als Jury-Chairmann leitet Jörn-Christoph Jansen das Team der Schiedsrichter, die über die Einhaltung aller Regeln auf dem Wasser wachen.

Das vielfarbige Flaggenpotpouri, das unterschiedliche Startverschiebungen, für die jeweiligen Klassen, in ein, in zwei Stunden… signalisiert, geht runter vom Mast. Der Delta-Wimpel wird gehisst – Der Hafen ist offen! Jetzt hält den Chef der internationalen Jury allerdings nichts mehr an Land. Jörn-Christoph Jansen steigt in sein Schlauchboot, um schnell auf der Bahn zu sein, wenn die Segler sich in ihre Startpositionen begeben. Die Wettfahrten beginnen und das Meer der weißen Segel am Horizont erfreut die Zuschauer der Warnemünder Woche an Land.

Nun ist das Jurybüro leer. Heute früh war es erfüllt von herzlichen Begrüßungen. Kekse der britischen Schiedsrichterin machten die Runde, Tagesabläufe klemmte der Südafrikaner noch schnell an die Info-Tafel. Um 9.30 Uhr begann die tägliche Abstimmung der 16 Schiedsrichter, von denen zwölf die begehrte internationale Qualifikation erfüllen. Sie kommen aus zehn Nationen, unter anderem aus Dänemark, Norwegen, Großbritannien, Israel, Finnland, Polen, Italien und Deutschland. Natürlich wird alles in Englisch besprochen: das Wetter, wer auf welcher der Bahnen die Schiedsrichterposition einnimmt, wer mit wem fährt und auf welchem Boot, ob die gelben Fahnen parat sind, die Verstöße signalisieren, bei welcher Wellenhöhe abgebrochen wird und ob jeder Rettungsmittel im Boot hat, um als erster zur Stelle zu sein, wenn ein Unfall passiert. Die tägliche To-Do-Liste wird abgearbeitet und neu aufgestellt.

Die internationale Jury der Warnemünder Woche. Foto: Pepe Hartmann

Völlig durchnässt, Salz prickelt im Gesicht, außer Puste – so kommt der Schiedsrichter, der Jurist Jörn-Christoph Jansen, nach der praktischen Arbeit an diesem stürmischen Tag auf See am Steg an. Das soll Urlaub sein? „Ich mache das seit dem Jahr 2005. Seit 2016 leite ich die Jury und 2020 konnte ich nach Erreichen von strengen Kriterien internationaler Schiedsrichter werden. Wenn man erst einmal angefangen hat, ist das Leben für das Segeln wie eine Droge und man kann nicht mehr so einfach aufhören. Das muss irgendwie im Blut unserer Familie liegen, denn mein Vater ist schon viele Jahre Wettfahrtleiter für die Klassen der 470er und 505er. Es macht einfach Spaß.“ Dem 44-Jährigen glänzen trotz so langjähriger Erfahrung im hoch motivierten Team der Juroren noch immer die Augen, wenn er von den Regatten spricht, die in aller Welt ausgetragen werden und wo man sich immer wieder mit den Kollegen trifft, sich Freundschaften entwickelt haben, weil alle einem gemeinsamen Hobby nachgehen. „Es ist dann immer – wie auch hier in Warnemünde – ähnlich einem großen Klassentreffen. So ein gutes Klima, ist meiner Meinung nach die Voraussetzung für eine gerechte und zuverlässige Bewertung aller Segler in den Regatten.“ Trotzdem gibt es Proteste der Segler? Nicht nur Proteste auch Wiedergutmachungen, erklärt Jörn-Christoph. „Fünf Schiedsrichter aus mindestens drei Nationen verhandeln die Proteste wegen Verletzungen der Wettfahrtregeln. Dazu bringen die Parteien alle Beweismittel selbst mit. Wir haben am Armgelenk kleine Diktiergeräte, die wir auf See nutzen und die uns beim Protokollieren an Land helfen, unparteiische Entscheidungen zu treffen.“

Und was ist, wenn bei zu viel oder zu wenig Wind nicht gesegelt wird? Drehen die Schiedsrichter dann gelassen die Däumchen? Jörn-Christoph lacht. „Das wäre schön!“  Zu Hause im Wassersport-Verein-Güstrow 1928 bildet er als Lehrwart Schiedsrichter aus. Aber auf der Warnemünder Woche? „Wir nutzen im Team die oft längeren Pausen, um anhand von Protestfällen oder Videos den jüngeren Kollegen Praxisbeispiele aufzuzeigen, wie entschieden wurde. Das hilft für noch mehr Qualifizierung.“

Heute steigt er nach zehn Stunden auf dem Regattagelände noch nicht ins Auto Richtung Heimat. Zwei der Frauen aus der Jury haben Spezialitäten aus ihrer Heimat mitgebracht. Ein Gourmetabendbrot tischen sie für das Jury-Team auf.  Wie war das doch mit dem Spaß, dem Klassentreffen, dem gemeinsamen Hobby? Da zählen die vielen Stunden der Konzentration, der Anstrengungen auf dem Wasser überhaupt nicht als Arbeit. Das ist eben die Warnemünder Woche mit all ihren Ehrenamtlern!

Monika Kadner

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